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Pick6 – Das Kurzinterview – Week 14, Detroit Lions

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Vor jedem Spiel unserer Nordmänner wird ein gegnerischer Fan mit einer Handvoll Fragen gelöchert, was Euch einen ersten Überblick über das Team gegenüber geben wird. Für detailreiche Analysen sind darauf folgende Veröffentlichung wie die Preview und der purple people talk verantwortlich. Alles hier gebündelt auf mvfg.de

Viel Spaß!

 

 

Gesprächspartner:

Lions-Fan und Betreiber der Twitter-Fanseite @OnePrideDE Tim

Tim’s Blog: onepridede.wordpress.com

 

  1. Erneut endet eine Saison ernüchternd für die Lions. Mit einem Record von 3-8-1 ist das Rennen um die vorderen Plätze längst verloren. Woran hat es gelegen und was kannst du dennoch positives aus dieser Saison ziehen?

Tatsächlich müssen wir bereits seit November von einer enttäuschenden Saison der Lions sprechen. Jetzt muss man sogar auf weitere Niederlagen hoffen, um zumindest einen hohen Pick im Draft zu ergattern. Aktuell wäre man an Position 6 am Zug. Die Gründe dafür sind vielfältig. Matt Patricia und seinem Trainerteam ist es nicht gelungen, eine zumindest solide Defense auf den Platz zu bringen. Während die Offense individuell wirklich gut besetzt ist und vom neuen Offensive Coordinator Darrell Bevell profitiert, konnten Defensive Coordinator Paul Pasqualoni und der im letzten Jahr verpflichtete Defensiv-Genie aus New England keinerlei Akzente setzen. Wofür steht die Defense? Wo liegen ihre Stärken? Es wirkt wie ein zusammengewürfelter Haufen. Einzelne Spieler können hier und da mal glänzen, aber das Kollektiv kann momentan keinen Gegner stoppen. Unzählige Verletzungen gaben diesem Team dann den Rest. Die positiven Aspekte dieser Saison sind der bereits erwähnte Offensive Coordinator Darrell Bevell, Rookie Linebacker Jahlani Tavai und ein bis zu seiner Verletzung überragender Matthew Stafford. Wobei er auch neben dem Platz eine gute Figur abgibt, wie nicht nur ich am TV-Bildschirm feststellte. QB-Coach Sean Ryan zeigte sich auf einer Pressekonferenz besorgt um seine Jobsicherheit, da Stafford während seiner Verletzungspause einen sehr guten Job als Assistent macht. Abgesehen von einem möglicherweise hohen Draftpick, war es das aber bereits mit den positiven Aspekten.

 

  1.     Wo siehst Du Stärken und Schwächen in Detroits Kader?

Fangen wir mit der Offense an. An erster Stelle muss man da nochmal unseren Quarterback nennen. Stafford war bis zur Verletzung ein “Top 5”-QB in der NFL. Auch die Leistungen von Jeff Driskel und zuletzt David Blough sollten Lions-Fans Mut machen, zeugen sie doch von gutem Coaching. Mit Marvin Jones, Kenny Golladay und Danny Amendola hat man drei richtig gute Wide Receiver. Bei den Tight Ends fällt TJ Hockenson aus. An Nummer 8 gepickt, konnte er gleich im ersten Spiel überzeugen, danach aber nicht mehr an diese Leistung anknüpfen. Leider wurden die Tight Ends zu wenig ins Passspiel eingebunden, was wiederum dem Coaching Staff um Darrell Bevell anzukreiden ist. Gleiches gilt für das unfassbar einfältige Laufspiel. Während die Gegner die Box zu stellen, laufen die Lions mit einer Penetranz vor die aufgebotene Wand, die das Ganze schon fast gewollt aussehen lässt. Da spielt es auch keine Rolle mehr, dass Kerryon Johnson, wie schon im Vorjahr, einen Großteil der Saison verletzt verpasst. Wer vor die Mauer läuft ist letztendlich egal. Die O-Line kann man wohl als ziemlich solide bezeichnen. Abgesehen von Center Frank Ragnow versprüht sie keinen Glanz, macht aber ihren Job. Eventuell adressiert man die Guard-Position nach der Saison nochmal, um hier den nächsten Schritt zu gehen.
Die Offense ist also zusammengefasst das Prunkstück der Lions. Stärken finden sich bei den Receivern, auf Quarterback und teilweise in der O-Line.

Die Defense dagegen ist das Sorgenkind. 2019 hat man einiges an Verletzungspech, aber auch Spieler, die ihr maximales Leistungsniveau nicht abrufen können. Über 100 Rushing Yards pro Spiel im Schnitt gegen die Lions sprechen eine deutliche Sprache.
Der Pass Rush der Lions ist ziemlich zahm, um nicht zu sagen desolat und kaum vorhanden. Das liegt auch an den Coaches, die zuletzt zwar häufiger geblitzt haben, aber kein klares Konzept erkennen lassen, in dem die Gegner konsequent unter Druck gesetzt werden, was nicht nur über einen guten Pass Rush sondern auch durch angedeutetes Blitzing funktionieren sollte. Eine der größten Schwächen dieses Teams, und auch das scheint auf den bevorzugten Spielstil von Matt Patricia zurückzugehen, sind die Linebacker. Bei den Cornerbacks hat man mit Darius Slay einen der besseren Spieler der NFL. Seine Vertragssituation könnte 2020 zu Bewegung auf dem Transfermarkt führen. Das Verhältnis zu den Verantwortlichen gilt als angespannt, Slay gilt neben dem inzwischen bei den Seahawks spielenden Quandre Diggs als Sprachrohr in der Kabine. Genau das soll zur Trennung von Diggs geführt haben, zu der sich auch Slay via Social Media äußerte. Auf dem Platz ist er der unumstrittene Cornerback Nummer 1. Rashaan Melvin macht einen soliden Job, Justin Coleman, der in der Free Agency für viel Geld nach Motor City kam, zeigte bisher Licht und Schatten.
Momentan würde ich die Safeties als größte Stärke der Lions-Defense sehen. Der Abgang von Diggs, was auch immer abseits des Feldes vorgefallen sein könnte, hat auch mit der qualitativen Breite auf der Position zu tun. Tracy Walker hat den nächsten Schritt gemacht, Tavon Wilson und Will Harris geben dir die nötige Flexibilität.
Zusammengefasst muss man im Moment sagen, dass die Secondary durchaus ihre Qualitäten hat, aber unter mangelnder Unterstützung der Front 7 leidet. Der kommende Draft dürfte vor allem in der Defense einige Veränderungen mit sich bringen.

 

  1.     Was erwartest Du als Lions-Fan von Minnesota dieses Jahr?

Gute Frage! Nach einem holprigen Start haben sich die Vikings ziemlich positiv entwickelt. Kirk Cousins spielt eine fantastische Saison. Mit Thielen und Diggs habt ihr ein sensationelles Receiver-Duo, Rookie Tight End Irv Smith wird immer besser eingebunden und dann steht im Backfield einer der besten Running Backs der Liga. Die Defense ist auch solide. Ich sehe die Vikings am Ende der Regular Season auf Platz 1 in der NFC North, wo ich Minnesota aktuell einfach als besser einschätze als die Packers. Mit dem Kader sollten die Playoffs machbar sein und dort ist dann alles möglich. Allerdings halte ich die Konkurrenz für zu stark und würde spätestens im Conference Championship Game das Aus prognostizieren.

 

  1. Starting Quarterback Matthew Stafford ist verletzt, ebenso wie Backup Jeff Driskel. Letzten Donnerstag durfte daher David Blough in der NFL debütieren. Und nun habt ihr noch den ehemaligen Viking und Fanliebling Kyle Sloter verpflichtet. Wer startet denn nun under center und was erwartest du von dem Auftritt?

David Blough hat bei seinem Debüt überzeugt und ich sehe aktuell keinen Anlass ihn direkt wieder rauszunehmen. Vielmehr ist die Verpflichtung von Sloter ein Indiz, dass Matthew Stafford diese Saison nicht mehr zum Einsatz kommen wird. Natürlich möchte er schnellstmöglich wieder spielen, allein weil es bei der Jagd nach persönlichen Rekorden hilfreich ist und er mit den Lions womöglich nicht mehr als persönliche Rekorde erzielen kann. Sportlich macht es aber wenig Sinn, hier nochmal ein Risiko einzugehen. Dazu kommt, dass Jeff Driskel auf der Injured Reserve List gelandet ist und dementsprechend Ersatz für den Ersatz benötigt wurde. Dass Sloter eine Vergangenheit bei den Vikings hat ist natürlich pikant. Es wäre nicht der erste clevere Schachzug in puncto Spielvorbereitung, um ein paar Insider Informationen zum Gegner zu bekommen.

 

  1. Im ersten gemeinsamen Aufeinandertreffen hat uns speziell Wide Receiver Marvin Jones immer wieder Probleme bereitet. Was macht den 29-Jährigen so gut und warum steht er immer ein bisschen im Schatten von Teamkollege Kenny Golladay?

 Kenny Golladay ist vermutlich der spektakuläre Spieler. Marvin Jones macht seinen Job und das ziemlich gut. Immer anspielbar und noch keinen Fumble in seiner Karriere. Er ist sozusagen Mister Zuverlässig. Als Quarterback musst du dir den Allerwertesten abfreuen so einen Spieler in deinem Team zu haben. Wenn du nicht weißt wohin mit dem Ball, feuer ihn zu Marvin Jones und er fängt ihn. Ich halte ihn für einen sehr cleveren Spieler. Golladay ist noch deutlich jünger und trotzdem schon ein richtig guter Wide Receiver. Er könnte in den Augen vieler Experten und Fans zum absoluten Star werden und das ist dann das was Marvin Jones fehlt. Er ist unauffällig, aber keineswegs schlechter

 

  1. Amani Oruwariye ist einer der wenigen Lichtblicke in eurer Defense. Der Rookie Cornerback aus Penn State fiel überraschend bis in die fünfte Runde. Wie zufrieden bist du mit dem Pick und wo kann sich Oruwariye noch verbessern?

Oruwariye kam bisher kaum zum Einsatz. Die wenige Einsatzzeit hat er allerdings genutzt und vor allem gegen Washington, wo er eine Interception fing, auf sich aufmerksam gemacht. Hier muss man die weitere Entwicklung abwarten. Für mich fiel er im Draft auch überraschend in Runde 5 und war daher ein “sicherer” Pick. Mich hat er vor allem mit seiner Ausgeglichenheit überzeugt. Er hat keine richtige Schwäche, ist grundsolide. Wenn man ihn jetzt noch coacht und dadurch an einigen Fähigkeiten arbeitet, kann er ein richtig guter NFL-Cornerback werden. Für die Lions wäre das angesichts der Slay-Situation Gold wert.

 

Extra Point: Deine beiden Lions Players2watch und dein Tipp für Sonntag?

Meine beiden Players2watch? Puh…

David Blough hatte ein überraschend gutes Debüt und ich bin dementsprechend gespannt, wie er sich in diesem Spiel macht. In der Defensive würde ich ein Auge auf Trey Flowers und den Pass Rush der Lions haben. Nur wenn es gelingt Kirk Cousins unter Druck zu setzen, wird die Defense eine reelle Chance haben. Ich zweifel daran. Am Ende werden die Vikings das Spiel deutlich gewinnen.
Mein Tipp: Minnesota 35:17 Detroit

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Wir bedanken uns herzlich bei Tim für die Bereitschaft zur Teilnahme am Interview und die schnelle und kompetente Beantwortung der Fragen!

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