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The Big Picture (Week 6/7)

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Der vergangene Spieltag war geprägt von vielen Überraschungen, stolpernden Top-Teams und viel diskutierten Schiedsrichterentscheidungen. Das größte Thema ist jedoch eine ganze Welle von Trades eines Teams zwei Wochen vor der Trade-Deadline.

Rams im Trade-Rausch – Ramsey landet in LA

Nein, in den letzten Jahren waren die Rams wahrlich nicht für ihre Passivität auf dem Trade-Markt bekannt. Eine derartige Verkettung von Trades war dennoch vor dem gestrigen Abend kaum abzusehen. Den Anfang machte der Trade von Marcus Peters zu den Baltimore Ravens für LB Kenny Young und einen 5th Round Pick. Dieser Trade ließ Fans und Analysten gleichermaßen stutzen, da der Trade-Preis für Peters verhältnismäßig niedrig war und die Rams auch durch die Verletzung von Aqib Talib eher schwach auf Cornerback besetzt waren. Man konnte sich schon ratlos fragen, wer denn in den kommenden Spielen auf Cornerback starten sollte. Die Antwort lieferte später in der Nacht der zweite Blockbuster-Trade. Zum Preis von den zwei kommenden 1st Round Picks und einem 4th Round Pick im Jahr 2021 sichern sich die Rams die Dienste von All-Pro Jalen Ramsey. Nach zuletzt drei Niederlagen in Folge erhofft man sich so einen positiven Impuls für die Mannschaft, um in der starken NFC West nicht zu weit zurückzufallen.

Ob dieser Plan aufgehen wird, ist jedoch fraglich. Zwar stellt Ramsey ein deutliches Upgrade für die Secondary dar, was auch bitter nötig ist (Rams Defense liegt nur auf Platz 20 gegen den Pass laut den DVOA-Ratings von Football Outsiders). Dennoch haben die Rams deutlich mehr Fragen zu beantworten, denn auch die Offense bekam zuletzt Probleme, was an einer Regression von Jared Goff und einer schwachen Offensive Line liegt. Besonders die Front-Five, die im vergangenen Jahr noch das absolute Prunkstück dieser Offense war, ist zu einem echten Problem geworden. Mit John Sullivan und Roger Saffold haben zwei Starter aus dem vergangenen Jahr das Team verlassen, Austin Blythe, im vergangenen Jahr eine der positiven Überraschungen, und Rob Havenstein sind dramatisch eingebrochen und selbst bei Andrew Whitworth scheint sich langsam aber sicher das Alter bemerkbar zu machen. Brian Allen, Joseph Noteboom und Jamil Demby konnten zudem in keinster Weise die abgewandereten Spieler ersetzen. Als Resultat daraus haben die Rams die mit Abstand schlechteste Pass-Block Efficiency ligaweit laut Pro Football Focus und Jared Goff ist nicht dafür bekannt, unter Druck gut spielen zu können. Abhilfe erhoffen sich die Rams von Austin Corbett, für den das Team ebenfalls gestern tradete und einen noch nicht genannten Draft Pick abgab. Ob ein Spieler, der bei einem Team mit ebenfalls schwacher O-Line nicht den Sprung zum Starter geschafft hat, nun aber die Antwort auf die Probleme der Rams ist, darf bezweifelt werden.

Auch für die Zukunft birgt der Trade für Ramsey große Risiken und gibt der Front Office nur sehr wenig Raum für Fehler. Schließlich hat das Team keine sonderllich rosige Salary Cap Situation und muss in den nächsten Jahren noch einige weitere Leistungsträger bezahlen. Da wären frühe Draft Picks, die im Optimalfall hoch talentierte Spieler für einen recht geringen Preis bringen von großem Vorteil. Durch den Trade haben die Rams aber nun schon in fünf aufeinanderfolgenden Drafts keinen Erstrundenpick. Der letzte Pick der Rams in der höhsten Runde war der 1st overall Pick, mit dem die Rams im Jahr 2016 Jared Goff zogen, und der nächste 1st Round Pick der Rams kommt nach dem jetzigen Stand erst im Draft des Jahres 2022.

Ein Sieg ist dieser Trade definitiv für die Jacksonville Jaguars, die mit einem noch wettbewerbsfähigen Kader in den kommenden zwei Drafts vier Erstrundenpicks haben werden. Auch die Baltimore Ravens dürfen sich über ein wichtiges Upgrade für eine bisher unkonstante Defense freuen.

 

Ref-Ärger in Detroit

Eines der Top-Spiele des sechsten Spieltags war das NFC North Battle zwischen den Detroit Lions und den Green Bay Packers. Nach dem Spiel um die Führung in der NFC North standen jedoch weniger die Teams im Mittelpunkt sondern die Crew in Schwarz und Weiß. Die Detroit Lions fühlten sich benachteiligt und um den Sieg verschaukelt – und das mit Recht! Zwar ließen auch die Lions selber beste Chancen aus, das Spiel vorzeitig zu entscheiden, doch am Ende waren es zwei falsche „Hands to the Face“-Calls bei wichtigen 3rd Downs, die den Ausschlag zu Gunsten der Gastgeber gaben. Das ist besonders frustrierend, da dieses Foul bei Linespielern auch im Gamespeed gut zu bewerten ist, da die Hand fortwährend Kontakt zum gegnerischen Helm oder der Facemask herstellen muss, damit es als Foul zu werten ist. Da die beiden Calls einen Touchdown der Packers statt einem 3rd Down Sack und das Auslaufen der Uhr beim Game Winning Field Goal zuließen, trugen beide maßgeblich zu der Niederlage der Lions bei. Auch neben den beiden Phantom-Calls gab es Ärger, denn mit einer offensichtlichen nicht gesehenen Pass Interference der Packers gegen die Lions und einem fragwürdigen unnecessary Roughness Call gab es weitere Fehlentscheidungen gegen die Gäste.

In Ordnung ging hingegen die Entscheidung Allen Lazard seinen Touchdown zuzuerkennen, obwohl sein Knie unten war bevor er mit dem Ball die Goalline überquerte. Lazard hatte nach der Argumentation der Schiedsrichter den Ball noch nicht unter Kontrolle, als sein Knie den Boden berührte. Der Catch wurde somit erst in der Endzone vervollständigt, weshalb Lazard laut der Regel erst in der Endzone in Ballbesitz gekommen ist und somit nicht vorher Down by Contact sein kann. Man kann zwar diskutieren, ob Lazard nicht doch schon vor der Endzone Kontrolle über den Ball erlangte, doch das ist ein 50:50 Call, den man in beide Richtungen treffen kann. Somit ist die Endscheidung der Crew in diesem Fall vertretbar und es ist richtig, dass die Video-Schiedsrichter den On-Field-Call nicht überstimmten.

Redskins gewinnen „Tank Bowl“, Krise in Dallas

Wenig zu lachen haben in dieser Saison die Fans der Miami Dolphins und Washington Redskins. Im direkten Duell der bisher sieglosen Teams setzten sich die Hauptstädter knapp mit 17:16 durch. Besonders hart wurden die Dolphins für den finalen Play-Call bei der Two-Point-Conversion für den möglichen Sieg kritisiert. Allerdings ist dieses Play eines der populärsten Goalline-/Short Yardage-Plays und kann bei vernünftiger Ausführung sehr effektiv sein. Der Fehlschlag war also eher auf die beinahe peinliche Ausführung zurückzuführen. Deutlich merkwürdiger als der Play-Call sind die Quarterback-Entscheidungen des Staffs um Rookie Head Coach Brian Flores. Nachdem Rosen in der vergangenen Woche zum Starter für den Rest der Saison ernannt wurde, schickte man ihn in der zweiten Halbzeit gegen Washington schon wieder auf die Bank. Obwohl Rosens Leistungen sicher nicht gut aussahen, erschließt sich kein echter Sinn hinter der Entscheidung für Fitzpatrick, denn sein Einsatz hilft weder den Dolphins noch Rosens Entwicklung. Die Redskins dürfen sich dagegen immerhin über einen absoluten Volltreffer in der diesjährigen Draftklasse freuen. Terry McLaurin sammelte gegen Miami 100 weitere receiving Yards und zwei Touchdowns. In bisher fünf Einsätzen kann der 3rd Round Rookie bereits 23 Catches für 408 Yards und fünf Touchdowns vorweisen.

Wenig zu lachen haben im Moment auch die Division-Rivalen der Redskins. Die Eagles suchen nach ihrer 20:38-Packung gegen die Vikings nach Lösungen für die brüchige Secondary und entließen Linebacker Zach Brown, der vor dem Spiel in Minneapolis noch öffentlich über seinen ehemaligen Teamkollegen und Vikings QB Kirk Cousins herzog. Positiv für die Eagles ist immerhin, dass die Dallas Cowboys die Gunst der Stunde nicht nutzen konnten. Nach einem 3-0 Start sah noch alles rosig aus, doch in Woche 6 mussten die Texaner gegen die bis dahin sieglosen New York Jets die dritte Niederlage in Folge einstecken. Besonders auffällig ist dabei, dass die Cowboys in den letzten Spielen deutlich lauffreudiger geworden sind. Es wird spekuliert, dass Head Coach Jason Garrett wieder mehr Einfluss auf die Offense nimmt. Auch die Verletzungen der beiden Tackles Tyron Smith und La’el Collins tragen ihren Teil zur Misere bei und die Defense spielt nach einer verheißungsvollen Vorsaison bisher enttäuschend. Dennoch wäre Dallas gut beraten wieder mehr auf den funktionierenden passlastigen Gameplan der ersten Wochen zu setzen, um die Krise zu beenden. Viel Raum für Fehler gibt es für Cowboys und Eagles nicht, denn durch die starken NFC Divisionen im Westen und Norden, dürfte für die NFC East wohl kaum ein Wild Card Spot zu holen sein.

Ausblick: Krisen-Gipfel im Osten, Bounce-Back-Chance für Chiefs und Rams und Härtetest für die Raiders

Wo wir schon bei dem Duell um die Spitze der NFC East sind: In der Nacht von Sonntag auf Montag treffen die beiden Protagonisten im AT&T Stadium direkt aufeinander. Beide Teams haben aktuell eine ausgeglichene Bilanz mit drei Siegen und drei Niederlagen. Gegen die starke Run-Defense der Eagles wären die Gastgeber gut beraten wieder stärker auf das Passspiel zu setzen und so die brüchige Secondary der Eagles zu testen. Umgekehrt müssen die Eagles bessere Lösungen gegen Amari Cooper und Michael Gallup finden als noch in der Vorwoche gegen Diggs und Thielen. Eagles Quarterback Carson Wentz spielt bisher eine gute Saison und machte auch gegen die gute Vikings Defense eine ordentliche Figur. Nun ist es an seiner Defense, ihm im NFC East Gipfel gegen die kriselnden Cowboys endlich zu helfen.

Auch die LA Rams und Kansas City Chiefs hatten sich die ersten sechs Wochen sicher anders vorgestellt. Die Rams verloren wie bereits angesprochen ihre letzten drei Spiele und liegen nun schon 2.5 Siege hinter den noch ungeschlagenen San Francisco 49ers. Da kommt ein Match-Up gegen die 1-5 Atlanta Falcons grade richtig. Atlantas Offense ist besonders im Passing Game ordentlich aber bisher viel zu Fehleranfällig und die Defense von Head Coach Dan Quinn ist eine einzige Tragödie, der es abgesehen von Grady Jarrett besonders an Pass-Rushern fehlt. Die schwächelnde O-Line der Rams sollte in der Lage sein, sich gegen die handzarme Falcons D-Line neues Selbstvertrauen zu holen.

Die Kansas City Chiefs um den 2018er MVP Patrick Mahomes ließen zuletzt ebenfalls federn. Auf einen starken 4-0 Start folgten gegen die überraschend guten Indianapolis Colts und die Houston Texans zwei bittere Heimpleiten. Die Super-Offense der Chiefs wurde zuletzt stärker mit Man-Coverage bespielt, was dem Team von Head Coach Andy Reid offensichtlich nicht gut bekommt. Gegen die Denver Broncos haben die Chiefs eine gute Chance gegen einen Division-Rivalen zurück in die Spur zu kommen. Die Broncos konnten nur zwei von sechs Spielen gewinnen und die Defense von Rookie Head Coach Vic Fangio spielte zum Beginn der Saison rätselhaft schwach. Allerdings konnte sich die Defense zuletzt fangen, was in einem Shutout gegen die Tennessee Titans gipfelte. Ob diese defensive Erholung in Kombination mit der schwachen Offense um Quarterback Joe Flacco jedoch für die Chiefs reichen wird, darf bezweifelt werden.

Überraschend gut spielen in dieser Saison die Oakland Raiders. Das Team von Head Coach Jon Gruden gewann drei seiner bisher fünf Spiele mit Niederlagen gegen die Chiefs und Vikings. Das hätten vor der Saison wohl nicht viele erwartet. Gegen die Green Bay Packers steht nun der nächste echte Härtetest an. Green Bay steht zwar 5-1, hatte jedoch besonders in den bisherigen Division-Duellen viel Glück. Die Offense von Matt LaFleur deutet zwar immer wieder Potential an, agiert bisher aber noch extrem inkonstant. Besonders das Running Game der Cheeseheads konnte abgesehen von ein paar Höhepunkten noch nicht wirklich überzeugen und die Laufverteidigung der Raiders ist nicht zu unterschätzen. Das Passing Game der Packers leidet im Moment durch einen unkonstanten Aaron Rodgers und Verletzungssorgen bei den Receivern. Defensiv haben sich die Packers im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesteigert. Die Run-Defense könnte jedoch ein guter Angriffspunkt für die Raiders Offense um Rookie Josh Jacobs sein. Mit einem Sieg im Lambeau Field könnten die Raiders sich als Play-Off Contender in einer schwachen AFC etablieren.

Ebenfalls spannend zu verfolgen sind am kommenden Spieltag das Duell um die Division-Führung in der AFC South zwischen den Houston Texans und den Indianapolis Colts und das Auswärtsspiel der auch ohne Drew Brees starken New Orleans Saints bei den Chicargo Bears, die in der starken NFC North bereits unter Zugzwang stehen.

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